26. — 28. Juni 2024
Die ersten Tage nach unserer Ankunft auf den Lofoten mussten wir auf dem Zeltplatz abwettern. Es herrschte Windstärke sieben und der Regen flog waagerecht durch die Landschaft. Da war gar nicht daran zu denken, aufs Wasser zu gehen. Mit bangen Blicken beobachteten wir ständig die Wettervorhersage für die kommenden Tage. Sah es anfangs noch so aus, als wenn nach dem grausigen Wetter eine schier unbegrenzte Phase schwachen Windes bei lieblichem Sonnenschein anbrechen sollte, schnurrte die "Unbegrenztheit" immer weiter zusammen. Für die eigentlich ins Auge gefasste Umrundung von Moskenesöya wurde das schließlich zu eng, so dass wir einen anderen Plan machen mussten. Damit kam die Gegend in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz ins Spiel.
Nachdem wir mehr oder minder eine Abfuhr bekommen haben, unseren Bus in einer stillen Ecke auf dem Campingplatz abzustellen, haben wir Rörvika als Startort auserkoren. Dort gibt es einen Strand (der bei Hochwasser leider verschwindet) und 200 Meter entfernt einen Parkplatz, auf dem man das Auto auch über mehrere Tage stehen lassen kann.
Der Gimsöystraumen, dem wir nach Norden folgen, ist nach Süden hin komplett offen zum Vestfjord. Wegen der starken Winde der letzten Tage geht hier noch ein deutlicher Schwell, der sich aber sehr bald verliert, nachdem wir zwischen die Schären tauchen. Wir wollen auch südlich der Straßenbrücke über den Gimsöystraumen lieber durch die Schären mäandern, als den einfachen Weg über das offene Wasser zu nehmen. Hier machen wir das erste Mal mit der Tatsache Bekanntschaft, dass unsere mitgeführte "Seekarte" blaues Wasser ausweist, wo wir leider nur auf trockengefallene Felsen treffen. Als wir auf eine noch recht neue Hafenmauer treffen, haben wir uns fast schon damit abgefunden, dass wir wieder zurückfahren müssen. Aber ganz am Ende tut sich eine künstlich angelegte Durchfahrt auf, durch die wir schlüpfen können.Die Tidenströmung geht hier eindeutig nach Norden und unterstützt unser Vorankommen.Am Nordende des Sundes angelangt, wenden wir uns nach Osten. Wir wollen die Insel Sandöya ansteuern, um dort unsere Zelte aufzuschlagen. Angesichts des reichlichen Angebots an Inseln sind wir uns anfangs nicht einig, welches die von uns ausgesuchte ist. Beharrliches Verfolgen des Kurses bringt uns aber zum richtigen Ziel.
Sandöya hat in alle Richtungen traumhafte Sandstrände und reichlich gute Zeltmöglichkeiten. Es gibt übrigens eine Unzahl von Inseln auf den Lofoten, die Sandöya heißen. Aus meinen Erfahrungen kann ich mit Überzeugung sagen, dass die korrekte Übersetzung dafür "Insel mit herrlichen Sandstränden, an denen man prima mit dem Kajak anlanden kann und die über perfekte Flächen zum Aufstellen von Zelten verfügt" ist!
Es gibt einiges flötendes Gefieder hier (Küstenseeschwalben, Austernfischer und vor allem Große Brachvögel), aber kaum nervtötende Insekten.Am nächsten Tag geht es über traumhaft klares grünblaues Wasser zwischen die Inseln der Bucht Laukvika. Einzig die Schneefelder an den Berghängen in der Ferne erinnern daran, dass wir hier nicht in der Südsee sind. Und natürlich sind die Durchgänge zwischen den Inseln der Bucht alle wieder trocken gefallen, so dass wir umkehren müssen.
Wir überqueren den Gimsöystraumen nach Westen und steuern Sandsöya an, eine Insel mit herrlichen Sandstränden, an denen man prima mit dem Kajak anlanden kann und die über perfekte Flächen zum Aufstellen von Zelten verfügt! Dort stoßen wir als ersten auf Spuren von Elchen im Sand. Wir fragen uns, wie ein Elch auf so einer kleinen Insel überleben will, aber zum Glück ist sie nicht weit vom "Festland" entfernt, und man kann als Elch mit langen Beinen wohl sogar ohne Schwimmeinlage hierher gelangen.Die Fahrt an der Nordküste von Gimsöya entlang ist sehr kurzweilig, weil etwas Seegang geht und immer wieder Felsen dicht unter der Wasseroberfläche liegen, die brechende Wellen verursachen. Es macht richtig Spaß, hier zu fahren. Wir steuern die Insel Vikaröya westlich von Gimsöya im Sundklakkstraumen an. Auch hier finden wir einen wunderbaren Sandstrand zum Anlanden vor.
Als ich aus meinem Kayak steige und mein Blick auf den Deckel meiner Tagesluke fällt, ist mir sofort das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst, die sich hier offenbart. Den Rest des Tages bin ich damit beschäftigt, meine Sachen zu trocknen und traurig zu sein.
In der Nacht habe ich verständlicherweise nicht gut geschlafen. Aber es soll ja heute nur noch durch den Sundklakkstraumen zurück nach Rörvika gehen. Immer wenn wir im flachen Wasser Algen am Grund sehen, versuchen wir die Stromrichtung festzustellen. Es geht ein ganz leichter Zug in unsere Richtung. Als wir in die engste Stelle einfahren, erfasst uns eine flotte Strömung. Hier gehen wir kurz an Land, um einen der Fische herauszuholen, von denen wir uns sicher sind, dass sie hier auf uns warten. Irgendwie schafft es aber kein Fisch, unseren Köder zu erwischen. Und ehrlich gesagt, habe ich auch nicht den Eindruck, dass es hier Fische gibt, denn man kann bis auf den Grund sehen, und ich bin ziemlich gut darin, Fische im klaren Wasser zu entdecken — aber hier sind keine.
Im weiteren Verlauf des Sundes bläst uns der Wind entgegen, aber er ist nicht kräftig. Bei der Querung des offenen Wassers stellen wir noch einmal fest, dass auch hier der Flutstrom nach Süden läuft — und damit unserer Intuition entgegen. Auf den Schären vor dem Camping-Platz machen wir noch einmal ausgiebig Pause in der Sonne und der mittlerweile 28 Grad warmen Luft! Bevor wir unseren Bus aus der Bucht von Rörvika abholen, fahren wir zuerst kurz zum Campingplatz und lassen unser Gepäck schon mal dort. Das bedeutet erheblich weniger Aufwand, als es erst am Strand auszuladen, dann in den Bus zu verfrachten und schließlich am Campingplatz wieder auszuladen.
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